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Ein besonderer Museumsbesuch


Der Förderverein Auwaldstation und Schloßpark Lützschena e.V. hatte eingeladen und viele Lützschenaer, Stahmelner und deren Freunde kamen auch am Sonnabend dem 14. Oktober 2006 in das Museum der bildenden Künste Leipzig.

Dort wurden sie durch das Haus geführt von dem weithin bekannten und mit unserer Ortschaft eng verbundenen Kunstmäzen Freiherr Wolf-Dietrich Speck von Sternburg, gleichzeitig Präsident der Maximilian Speck von Sternburg-Stiftung. Man sah es Herrn von Sternburg an, daß es ihm eine Herzenssache war, über das Zustandekommen der Sammlung Sternburg zu sprechen.

Er veranlaßte 1996 ihre Übergabe als Stiftung an die Stadt Leipzig. Ohne die Sammlung Sternburg, zu der 202 Gemälde, 126 Zeichnungen, ca. 500 Grafiken und eine wertvolle Bibliothek gehören, wäre der Bestand des Bildermuseums weniger bedeutend und der Neubau auf dem Sachsenplatz gewiß nicht erfolgt.

Bei dem Rundgang verwies Herr von Sternburg immer wieder auf Gemälde, die einst im Schloß in Lützschena hingen und zu denen er auch oft eigene Erinnerungen und Begeben-heiten aus seiner Familie beitragen konnte, so daß die Erläuterungen eine persönliche Note und besondere Lebendigkeit erhielten. Glücklichen Umständen ist es zu danken, daß die Sammlung fast vollständig nach dem Krieg gerettet werden konnte, im Museum der bilden-den Künste Leipzig auch zu DDR-Zeiten sorgfältig bewahrt und restauratorisch betreut wurde und nun in dem neuen Haus würdig präsentiert wird. Dazu stand er den Architekten und Museumsleuten beratend, oft aber auch energisch fordernd zur Seite. Anschaulich schilderte er zum Beispiel sein Bemühen, genau die Schränke in dem Museum aufstellen zu lassen, die vor 1945 im Schloß Lützschena standen und hinter deren Glasscheiben man nun wieder die Bücher aus der Sammlung seines Ur-Urgroßvaters sehen kann. Ein Höhepunkt des Rundgangs war die Kabinettausstellung "Albrecht Dürer: Zwei Schwes-tern", die anläßlich des 150. Todestages von Maximilian Speck von Sternburg (am 22. De-zember 1856 starb er im Alter von 80 Jahren in seiner Wohnung im Specks Hof in Leipzig) gestaltet wurde.

In der noch bis zum 7. Januar 2007 gezeigten Zusammenstellung von Gemälden, Grafiken und verschiedenen Dokumenten aus der Sammlung Sternburg, dem Städel Museum Frankfurt am Main und den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen München finden sich etliche Gegenstände, die das Leben des tüchtigen Wollhändlers, erfolgreichen Gutsbesitzers und sachverständigen Kunst-sammlers Speck von Sternburg in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts auch dem Kenner in neuem Licht erscheinen lassen. So sind in einer der Vitrinen die Tagebücher ausgestellt, die er während seiner Reisen in der Zeit von 1801 bis1825 führte. Wegen des 150. Todestages und des 10-jährigen Bestehens der Stiftung wurden diese Reisetagebücher in dem beim Passage-Verlag erschienenen Buch "Es giebt nur ein Paris in der Welt" erstmalig veröffentlicht. Dieses gibt nicht nur ein interessantes Bild des am 30.Juli 1776 geborenen Reisenden, sondern auch des Europa zur Zeit der Napoleonischen Fremdherrschaft, der Befreiungskriege und ihrer Nachkriegszeit. Darin wird deutlich, daß er das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden wußte, indem er nicht allein in geschäftlichen Dingen zwischen Bordeaux und der Krim, von England bis Wien unterwegs war, sondern dabei auch den kulturellen Reichtum der bereisten Landstriche für sich erschloß.

Es wuchs sein Verständnis für die Kunst, was die Grundlage dafür war, daß er von seinen Reisen diejenigen Meisterwerke mitbrachte, welche wir heute in dem Museum so sehr bewundern. Mit ihrem Museumsbesuch ehrten die Teilnehmer gewiß auch jenen Mann, der vor mehr als 130 Jahren das Aufblühen von Lützschena bewirkte, den aus seinem Gut gewonnenen Reich-tum nicht verpraßte, sondern in Werte anlegte, die heute noch gültig sind. Sie dankten gleich-zeitig Wolf-Dietrich Speck von Sternburg und seiner Familie, die in echtem Bürgersinn ihr Vermögen nicht für einen kurzlebigen Vorteil auf den Markt warfen, sondern der Öffent-lichkeit zugänglich machten.

Horst Pawlitzky

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