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Am 1. April 2003 trat Dr. Norbert Beital seinen Dienst als neuer Leiter des 
    Ordnungsamtes der Stadt Leipzig an. Der 41 Jahre alte in Hamburg geborene 
    Jurist absolvierte Anfang der 80-er Jahre zunächst eine Ausbildung zum 
    Polizeibeamten für den mittleren Polizeivollzugsdienst und war drei Jahre 
    lang Streifendienstbeamter in Stuttgart. Ab 1986 studierte er Rechtswissenschaften 
    in Tübingen, promovierte 2000 und arbeitete zwischen 1997 und 1999 als 
    selbständiger Rechtsanwalt in Berlin. Ab Juni 1999 war er Dozent an der 
    sächsischen Polizei-Fachhochschule und übernahm zuletzt 2001 eine 
    Professur an der Fachhochschule der Polizei des Landes Sachsen-Anhalt. Inzwischen 
    hat Dr. Beital bereits die ersten 150 Tage als Chef des Leipziger Ordnungsamtes 
    erfolgreich absolviert. 
    In der August-Sitzung des Ortschaftsrates von Lützschena-Stahmeln stellte 
    sich der Amtsleiter vor, entwickelte seine ideenreichen Pläne und beantwortete 
    die Fragen der örtlichen Volksvertreter. Aus Anlass des Besuches in unserer 
    Ortschaft sprachen wir mit Dr. Norbert Beital in seinem Amtssitz in der Prager 
    Straße.
Auen-Kurier: Gratulation Herr Dr. Beital zu Ihrer Berufung zum Leiter eines der wichtigsten Ämter der Stadt. Was sind die Schwerpunkte, die Sie in Ihrer Amtsführung für die nächsten Monate sehen?
Dr. Beital: Drei Aufgabenfelder erfordern meine besondere 
    Aufmerksamkeit. Mittelfristig sind es die internationalen Großveranstaltungen, 
    die erfreulicherweise auf Leipzig zukommen. Ich meine die Spiele innerhalb 
    der Fußball-Weltmeisterschaft 2006, die in unserer Stadt ausgetragen 
    werden und dann die umfangreichen und vielgestaltigen Projekte während 
    der Vorbereitung auf unsere Olympia-Bewerbung für 2012. Beides ist mit 
    einer Fülle notwendiger Sicherheitsmaßnahmen verbunden, deren Organisation 
    viel Kraft und Umsicht erfordern. Die sicherheitstechnische Absicherung der 
    weltweit wirkenden Events werden mich erheblich in Anspruch nehmen.
    Dann folgen die aktuellen klassischen Felder, von der Grafitti-Bekämpfung, 
    über Müllentsorgung bis zum leidigen Thema der Umgangs mit den vielen 
    Hundehaltern in der Stadt und ihren Lieblingen. Auch hier gibt es viel zu 
    tun.
    Schließlich sehen ich dringenden Handlungsbedarf hinsichtlich von Veränderungen 
    in der internen Struktur des Amtes, damit es seine umfangreichen Aufgaben 
    noch effektiver bewältigen kann. Wir haben in den nächsten Jahren 
    aus Altersgründen einen zahlenmäßig erheblichen Abgang von 
    bewährten Mitarbeitern. Das erfordert, sehr schnell junge, geeignete 
    Führungs-Persönlichkeiten zu finden und auf ihre viel Fingerspitzengefühl, 
    Kenntnisreichtum und Durchsetzungskraft erfordernde Tätigkeit vorzubereiten. 
    Dazu entwickeln wir jetzt unter anderem eine Zusammenarbeit mit der Nachwuchsgruppe 
    von Daimler-Benz in Leipzig.
AK.: Können Sie bitte einzelne Maßnahmen innerhalb der klassischen Felder noch etwas präzisieren?
Dr. Beital: Kurz will ich auf zwei davon eingehen. Zum Thema 
    Graffiti findet als ein erster Schritt eine Plakat- und Werbeaktion statt, 
    um Mitglieder für den Verein zu gewinnen, der offensiv gegen die Urheber 
    der Schmierereien, deren Beseitigung der Stadt jährlich 2,9 Millionen 
    Euro kosten, vorgehen will. Außerdem wollen wir eine Sensibilisierung 
    der gesamten Bevölkerung erreichen, unter anderem durch eine von meinem 
    Amt initiierte Vortragsserie, um Interesse an Patenschaften für beschmierte 
    symbolträchtige Objekte in Leipzig zu wecken.
    Was die Pflichten der Hundehalter betrifft, verweise ich auf die mit den Vertretern 
    der Hundesportvereinen, Hundeschulen und Züchtern vereinbarten Maßnahmekatalog 
    , der beispielsweise die gemeinsame ?Putzaktion gegen Hundekot? enthält. 
    Außerdem erinnere ich an die verstärkten Kontrollen des Ordnungsdienstes 
    zu ?Hund und Halter?. Beispielsweise wurden an vier Kontrolltagen in zwei 
    Leipziger Parks elf Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet. Doch, soviel 
    ich weiß, hat der Auen-Kurier darüber bereits ausführlich 
    berichtet.
AK.: Die Einwohner von Lützschena und Stahmeln bewegen zwei Problemfelder, zu denen sie gern Ihre Meinung gehört hätten: Die "wilden Müllkippen" und die rowdyhafte mutwillige Zerstörung öffentlicher Einrichtungen.
Dr. Beital: Zu den illegalen Müllentsorgungen verweise 
    ich auf eine zwischen dem städtischen Ordnungsdienst und dem Ortschaftsrat 
    von Lützschena-Stahmeln am 16. Juni getroffene Vereinbarung. Danach wird 
    jeder Bürger, der auf eine ?wilde Müllkippe? trifft, aufgefordert, 
    das beim städtischen Ordnungsdienst oder der Amtsvorsteherin sofort anzuzeigen. 
    Der Ordnungsdienst nimmt dann umgehend die erforderliche Ermittlung des Urhebers 
    auf. Soweit städtisches Gelände betroffen ist, wird die Stadtreinigung 
    die ordnungsgemäße Müllentsorgung vornehmen. 
    Kann der Verursacher eindeutig festgestellt werden, dann wird er, abgesehen 
    von der Ahndung der Ordnungswidrigkeit, aufgefordert, den Müll umgehend 
    zu entsorgen. Die letzte Meldung aus Lützschena an das von mir geleitete 
    Amt stammt vom Juni 2003. Wahrscheinlich hat ein Gemüsehändler aus 
    Schkeuditz verbotenerweise seine Abfälle am Grenzgraben zwischen Schkeuditz 
    und Lützschena abgeladen. Da der Urheber nicht zweifelsfrei zu ermitteln 
    war, übernahm der zuständige Bauhof die Entsorgung. 
    Was das Rowdytum anbelangt, so ist es dem Stadtordnungs- und Polizeivollzugsdienst 
    nicht möglich, eine lückenlose Überwachung aller in Frage kommenden 
    Objekte zu gewährleisten. Auch hier müssen wir auf das wachsame 
    Auge aller Einwohner bauen. Stoßen sie auf mutwillige Sachbeschädigung 
    oder Zerstörung, sollte sofort der Polizeivollzugsdienst informiert werden, 
    im besonders dringendem Fall über den Notruf.
AK.: Die Einwohner wünschen sich eine stärkere Präsenz des städtischen Ordnungsdienstes in der Ortschaft, beispielsweise auch hinsichtlich der Einhaltung der Bestimmungen über den ruhenden Verkehr und die 30-km-Zonen. Kann Ihr Amt dazu mehr tun?
Dr. Beital: Wir planen, die Gruppe der ?blaugelben Engel? 
    personell aufzustocken. Das ist nicht einfach. Immerhin wurde die Anzahl der 
    Mitarbeiter des Ordnungsamtes seit 1993 um ein Drittel reduziert, der Bestand 
    wurde von 620 auf 430 Mitarbeiter abgeschmolzen, und das bei einer zunehmenden 
    Arbeitsbelastung.
    Lützschena und Stahmeln gehört zur Inspektion Mitte-Nord des Stadtordnungsdienstes. 
    Sie umfasst 11 Mitarbeiter. Einer davon, Herr Boning, ist, neben Wahren, auch 
    für Ihre Ortschaft zuständig. Er ist vom Montag bis Freitag täglich 
    acht Stunden im Einsatz. Doch seine Kontrollintensität ist durch die 
    große Flächenausdehnung der Ortsteile problematisch. Wir bemühen 
    uns um eine enge Zusammenarbeit mit dem Bürgerpolizisten, der Ortsvorsteherin 
    und um die ständige Qualifizierung unserer Kontrolltätigkeit im 
    Sinne der Forderungen der Einwohner.
AK.: Sie möchten noch über eine weitere Überlegung informieren?
Dr. Beital: Ja. Mir schwebt eine Präzisierung der Arbeitsweise des beim Ordnungsamt bestehenden Rates für Kriminalprävention und seiner Arbeitsgruppen vor. Ich möchte sie stärker vor Ort ansiedeln, bis hin zur Verankerung im Ortschaftsrat. Damit möchte ich erreichen, dass ein schnellerer und reibungsloserer Informationsfluss von der Basis her erfolgt und Problemfelder durch die unmittelbare Mitarbeit der Bevölkerung besser erkannt werden. Ich hoffe bis Ende des Jahres in dieser Hinsicht konkretere Aussagen treffen zu können.
AK.: Dr. Beital, ich danke Ihnen für dieses Gespräch
Interview: Gottfried Kormann